Beschreibung:
Fritz Rudolf Fries wurde 1936 in Bilbao (Spanien) als Sohn eines deutschen Kaufmanns geboren. 1942 siedelte die Familie nach Leipzig über. Er studierte Anglistik und Romanistik in Leipzig und arbeitete im Anschluß als Übersetzer und Dolmetscher. Von 1960-1966 arbeitete er als Assistent an der Akademie der Wissenschaften in Berlin, DDR. 1972 wurde er Mitglied des Pen-Zentrums der DDR und kurz darauf in dessen Präsidium gewählt. Nach der Wiedervereinigung wurde er Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt sowie der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg. Fritz Rudolf Fries verstarb im Dezember 2014.
Vorliegende Fragmente einer Chronik fanden sich nach dem letzten Krieg im Besitz der Familie des Herausgebers. Der Chronist erhält der Nachwelt ein geschichtliches Ereignis, von dem der Herausgeber insofern glaubt, sich distanzieren zu müssen, als es nicht nachweisbar ist.Das Ereignis ist der Einmarsch der Kwan-yins, angeführt von General Li-weng und dem späteren Ortskommandanten K'uang - zum Zwecke der Einverleibung des kleinen Ortes in das Große Reich der Mitte mit dem Doppelemblem von Glück und Ehesegen; zum Zwecke der Umorientierung des Geistes und der Umverteilung materieller Güter. Eine Begleiterscheinung ist die phänomenale Veränderung der klimatischen Verhältnisse: das Jahr über herrscht tropische Hitze. Sie erzeugt Wunderbares: Reis und Bambus und mächtige Farne, ein wucherndes, nie dagewesenes Grün. Und in den Träumen der Betroffenen gedeihen bereits Hyazinthenfelder, Limonenhaine, Mangobäume, Bananenstauden. Im idyllischen Haus des Chronisten am See hängen Rollbilder, liegen Matten aus, es wird Tee getrunken, die Kinder tuschen und werden in der Sprache der neuen Herren unterwiesen, die ihr Vater, ein Privathistoriker, vorsorglich schon beherrscht. Von einigen Erschießungen abgesehen, herrschen zunächst ungenaue Verhältnisse: Untätigkeit in Erwartung großer Veränderungen, die General Li-wens bekanntgeben wird...