Beschreibung:
Katharina Rothe, Dr. phil., Dipl.-Psych., arbeitet mit qualitativen Methoden und psychoanalytisch orientiert zu den Folgen des Nationalsozialismus, zu Rechtsextremismus und Antisemitismus sowie in der Geschlechterforschung an der Universität Leipzig.
Die Autorin erhebt mit den Methoden einer psychoanalytisch orientierten Sozialforschung themenzentrierte Gruppendiskussionen und Einzelinterviews in drei Generationen und wertet diese psychoanalytisch orientiert aus.
Hintergrund des Forschungsprojekts ist die Deportation der Jüdinnen und Juden aus einer nordhessischen Stadt in das Ghetto bzw. Vernichtungslager von Minsk im Jahre 1941. In Minsk wurden zwischen 1941 und 1943 etwa 135.000 Jüdinnen und Juden ermordet. Die Bedeutung des Sprechens bzw. Nicht-Sprechens über diese Deportation ist ein Schwerpunkt der Analyse.
Die psychoanalytische Erkenntnismethode und Theorie ermöglichen eine Herausarbeitung sowohl aktueller und kollektiver unbewusster Verstrickungen in Bezug auf die Shoah und deren Folgen als auch unbewusster Phantasmen, die im Nationalsozialismus selbst virulent waren.
Anhand der Analyse des (Nicht-)Sprechens über eine Deportation von Jüdinnen und Juden im Jahre 1941 werden unbewusste Konflikt- und Abwehrformen nicht-jüdischer Deutscher nach 1945 untersucht.
Inhalt
1. Einleitung
2. Stand der Forschung
2.1 Intergenerationelle Folgewirkungen der Shoah und des Nationalsozialismus im Allgemeinen
2.2 Problematik des Generationenmodells
2.3 Unbewusste Konflikt- und Abwehrformen
3. Methode
3.1 Gegenstand psychoanalytisch orientierter Sozialforschung: das Allgemeine im Besonderen
3.2 (Re)Inszenierung und Übertragung/Gegenübertragung in der Sozialforschung
3.3 Szenisches Verstehen
3.4 Methodenwahl: Themenzentrierte Gruppendiskussion und Interviews
3.5 Erschließen des Forschungsfeldes
3.6 Dokumentation und Auswertung des Erhebungsmaterials
3.7 Kategorisierung und Analyseebenen
3.8 Gütekriterien qualitativer Forschung
3.9 Die themenzentrierte Gruppendiskussion als Ausgangs- und Mittelpunkt der Studie
4. Einführung in die Untersuchung
4.1 Untersuchungsgruppe
4.2 Fragestellungen
5. Das fortgesetzte Verschwinden der Opfer
5.1 Wegbewegung: Abtrennung der Verfolgung der Juden von der »Gesamtzeit« des Nationalsozialismus
5.2 Das sprechende Nicht-Sprechen
5.3 Erinnerungsbilder
5.4 Die doppelte Bestimmung der (Re)Inszenierung
5.5 Szenisches
5.6 Kontrastanalysen: Momente, die die Gegenläufigkeit durchbrechen
5.7 Die Tendenz der Verleugnung
5.8 >Wir Kinder