"... total fertig mit dem Nationalsozialismus"?; Die unendliche Geschichte der Zahnmedizin im Nationalsozialismus; Deutsch

"... total fertig mit dem Nationalsozialismus"?; Die unendliche Geschichte der Zahnmedizin im Nationalsozialismus; Deutsch
-0 %
"... total fertig mit dem Na..
 Kartoniert
Nicht lieferbar | Lieferzeit: Nicht lieferbar I

Ungelesenes vollständiges Exemplar in sehr gutem Zustand mit leichten Lagerspuren als Mängelexemplar gekennzeichnetBesorgungsartikel mit längerer Auslieferungszeit

Unser bisheriger Preis:ORGPRICE: 53,95 €

Jetzt 0,00 €* Kartoniert

Alle Preise inkl. MwSt. | zzgl. Versand
Artikel-Nr:
9783938304211
Veröffentl:
2016
Einband:
Kartoniert
Seiten:
465
Autor:
C P/Heidel Heidel
Gewicht:
697 g
SKU:
INF1100382239
Sprache:
Deutsch
Beschreibung:

Heidel, Caris-PetraCaris-Petra Heidel, geb. 1954, ist Medizinhistorikerin und kommissarische Direktorin des Instituts für Geschichte der Medizin der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus an der TU Dresden.

Kirchhoff, Wolfgang
Wolfgang Kirchhoff, geb. 1943, war Gründungsvorsitzender der Vereinigung demokratische Zahnmedizin e.V. Er praktiziert als Zahnarzt in Marburg.
Bereits unmittelbar nach Kriegsende war die deutsche Zahnärzteschaft "...total fertig mit dem Nationalsozialismus" (1948); das aus der NS-Zeit übernommene Personal wollte kein "nutzloses Wühlen in der Vergangenheit" (1949). Der Faschismus sei unter den Zahnärzten nicht "zuhause gewesen" (1983). Die Wissenschaft war "fremdbestimmt" (2009), die Medizinverbrechen waren unbegreiflich; die Täter seien missbraucht und instrumentalisiert worden (2016). Vor diesem Hintergrund wurden Täter des Berufsstandes rehabilitiert und politischer Widerstand aus den eigenen Reihen ignoriert. Das Eingeständnis von Schuld und Scham unterblieb.

Systematisch durchdrangen Mitglieder der Zahnärzteschaft die NS-Gesundheits-, Wissenschafts- und Standespolitik. Im Schulterschluss mit den Nationalsozialisten wurden die Zerschlagung konkurrierender sozialmedizinischer Versorgungsformen und die Ausschaltung "rassisch" und/oder politisch missliebiger KollegInnen durchgeführt. Die entstandenen Versorgungsdefizite sind bis heute spürbar. Die zahnmedizinische Wissenschaft lieferte Beiträge zur Durchführung von Sterilisation und Euthanasie. Zahnärzte beteiligten sich am Massenmord in Konzentrationslagern; als kriegswichtigen Beitrag zum internationalen Devisenhandel organisierten sie das Entfernen von Goldzähnen aus den Leichen der Geschändeten.

Es ist nicht nur aktuell lohnenswert, das Fortbestehen von virulentem Antisemitismus und Xenophobie aus der Mitte der Gesellschaft heraus zu reflektieren; dieses Buch enthält bedenkenswerte Ansatzpunkte hinsichtlich der Analyse der Geschichte eines zahlenmäßig überschaubaren deutschen Berufsstandes im Umgang mit einem Teil seiner Vergangenheit und nicht auszuschließenden Nachwirkungen.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 vollzogen die Zahnärzte und ihre wissenschaftlichen und Standesorganisationen im vorauseilendem Gehorsam eine Säuberung und ideologische sowie organisatorische Gleichschaltung. Mit dem Beitrag der Zahnärzte und ihrer Standesvertreter zur Durchsetzung nationalsozialistischer Ideologie und Politik in der Zahnheilkunde, der Zerschlagung alternativer sozial-zahnmedizinischer Versorgungsformen, der Entwicklung der zahnmedizinischen Wissenschaften, der Ausgrenzung und Ausschaltung rassisch und politisch missliebiger Berufskollegen sowie der Beteiligung am Zahngoldraub werden zugleich und vor allem die Ursachen dieser radikalen, wenn auch keineswegs nur erzwungenen Involvierung der Zahnmedizin in die nationalsozialistische Gesundheits-, Wissenschafts- und Standespolitik eruiert und geklärt. Darüber hinaus wird aber auch der schwierige Weg der Vergangenheitsbewältigung durch die Zahnärzteschaft, der letztlich bis heute andauert und bisher ohne öffentliches Bekenntnis blieb, aufgezeigt. Bei dem Buchtitel handelt es sich um einen Ausspruch des ehemaligen Reichszahnärzteführers Stuck aus seinen Memoiren nach dem Krieg, der typisch für das Verhältnis der Zahnmediziner (und v.a. Standesvertreter) zur NS-Zeit ist.

Kunden Rezensionen

Zu diesem Artikel ist noch keine Rezension vorhanden.
Helfen sie anderen Besuchern und verfassen Sie selbst eine Rezension.