Beschreibung:
Gerhard Rühm, 12. 2. 1930 Wien. Der Sohn eines Mitglieds der Wiener Philharmoniker bereitete sich zunächst auf eine Musikerlaufbahn vor und studierte Klavier und Komposition, wandte sich dann aber im Rahmen der von ihm mitbegründeten 'Wiener Gruppe' der Literatur zu. 1964 zog er nach Berlin, 1972 übernahm er eine Professur für Graphik an der Kunsthochschule in Hamburg. Seit 1975 lebt er in Köln und Hamburg.
Das gemeinsame Grundkonzept der hier versammelten Arbeiten aus sechs Jahrzehnten besteht in der konsequenten Vorselektion des Wortmaterials: Diese wird bald nach inhaltlichen Gesichtspunkten gehandhabt wie etwa in der Erzählung "mit lanner unterwegs", in der auf gerade drei Seiten rund 200 Werktitel des Komponisten vorkommen, bald nach lautlichen Aspekten wie in den 24 Gedichten "lügen über länder und leute", die vollzählig die mit den jeweiligen Völkernamen verbundenen Reimwörter enthalten. In "die entfesselte küche" wiederum serviert der Autor dem Leser eine ganze Wortbildungsklasse: Debrecziner, Wiener, Kieler oder Salzburger treiben mit den nach ihnen benannten Würstchen, Schnitzeln, Sprotten und Nockerln ihr Unwesen und schon einmal ordentlich Unzucht. Zum Kalkül der "vollständigen erzählungen und gedichte" gehört, dass sich ihre skurrilen Pointen gerade aus der Beschränkung durch diverse Listen, Vokabularien und Kataloge heraus entfalten, ihr unbändiger Sprachwitz nicht zuletzt aus dem Zwang der Regeln resultiert. Nicht nur damit rücken diese feingeschliffenen poetischen Gebilde jedweder Form literarischer Phrasendrescherei und Dampfplauderei zu Leibe.