Homo mundanus

Homo mundanus
Jenseits der anthropischen Denkform der Moderne
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Artikel-Nr:
9783942393416
Veröffentl:
2012
Seiten:
1004
Autor:
Wolfgang Welsch
Gewicht:
1225 g
Format:
222x140x33 mm
Sprache:
Deutsch
Beschreibung:

Wolfgang Welsch, geb 1946, ist Professor für Philosophie an der Universität Jena. Publikationen u.a.: Aisthesis. Grundzüge und Perspektiven der Aristotelischen Sinneslehre (1987); Unsere postmoderne Moderne (1987, 7. Aufl. 2008); Ästhetisches Denken (1990, 6. Aufl. 2003); Vernunft. Die zeitgenössische Vernunftkritik und das Konzept der transversalen Vernunft (1995; 4. Aufl. 2007).
Die evolutionäre Betrachtung zeigt, dass der Mensch von seinen elementarsten bis zu seinen höchsten Fähigkeiten kein Weltfremdling, sondern ein Weltwesen ist. Der Mensch steht nicht, wie in der Moderne angenommen, als einzigartiges Wesen dem Rest der Welt gegenüber, sondern ist ein von Grund auf welthaftes Wesen. Nicht homo humanus, sondern homo mundanus ist die zutreffende Bestimmung des Menschen.Wenn die Moderne glaubte, alles sei vom Menschen aus und auf diesen hin zu verstehen, so beruhte dies auf der Annahme, dass der Mensch eigentlich ein Weltfremdling sei. Ein solcher soll er sein, weil er durch eine weltüberlegene und ihn von allen anderen Lebewesen unterscheidende Natur ausgezeichnet ist. Diese Sondernatur des Menschen wurde traditionell darin gesehen, dass der Mensch das einzige mit Rationalität begabte Wesen sei. Das kam in der Definition des Menschen als animal rationale zum Ausdruck. Eine Seele mögen die anderen Lebewesen auch besitzen; sogar die Pflanzen haben vielleicht eine solche, und die Tiere verfügen zudem über Empfindung und Wahrnehmung und wohl auch über Gedächtnis und Phantasie. Aber Rationalität soll ausschließlich dem Menschen zukommen, soll dessen Monopol und Privileg sein.Dies ist allerdings, wie neuere wissenschaftliche Befunde gezeigt haben, unhaltbar.Viele Tiere verfügen bereits über erstaunliche rationale Fähigkeiten. Unsere Rationalität ist demgegenüber zwar weiter fortgeschritten, aber sie hat sich eben aus prähumanen Vorgaben und Errungenschaften entwickelt. Das zeigt, dass wir kraft der Rationalität gerade nicht absolute Sonderwesen sind, sondern in einer Kontinuität mit den anderen Lebewesen stehen. Und so belegt das Merkmal, das einst als Alleinstellungsmerkmal und als Beleg für die Disparität der menschlichen gegenüber der weltlichen Natur gelten sollte, paradigmatisch, was für jeden Zug des Menschen gilt: dass er von Vorgaben und Anbahnungen aus erwachsen ist, die sich auch sonstwo in der Welt schon finden. 'Geist' ist evolutionär erwachsen, und somit sind wir Menschen nicht nur in unserem biologischen, emotionalen und ethologischen, sondern noch in unserem kognitiven Setup zutiefst weltgeprägte und weltverbundene Wesen.
Die evolutionäre Betrachtung zeigt, dass der Mensch von seinenelementarsten bis zu seinen höchsten Fähigkeiten kein Weltfremdling,sondern ein Weltwesen ist. Der Mensch steht nicht,wie in der Moderne angenommen, als einzigartiges Wesen demRest der Welt gegenüber, sondern ist ein von Grund auf welthaftesWesen. Nicht homo humanus, sondern homo mundanus ist diezutreffende Bestimmung des Menschen.
Der Erste Teil gibt einen Überblick über historischeKonturen der Problematik. Dabei geht es mehr um Typologieals um Historie. Inwiefern haben antike undmittelalterliche Positionen ein anderes Verständnis desMenschen und seines Weltverhältnisses vertreten als dieModerne - und inwieweit bestehen gleichwohl gewisseVorläuferschaften? Welche Argumente für eine Weltverbundenheitdes Menschen sind den älteren Konzeptionennoch immer zu entnehmen? Wodurch kam es am Ende derNeuzeit und zu Beginn der Moderne zur Ausbildung undschließlich zur Herrschaft der anthropischen Denkweise?Welches Spektrum unterschiedlicher Facetten hat diesePosition anschließend angenommen? Und was sind ihreDauerprobleme?Der Zweite Teil arbeitet die Tiefenstruktur der modernenDenkform heraus: den grundlegenden Dualismus vonMensch und Welt sowie dessen idealistisch-konstruktivistischeKonsequenzen. Anschließend wird das moderneWiderspiel von Idealismus und Realismus verfolgt.Schließlich wird gezeigt, wie die zeitgenössische analytischePhilosophie - bei allen anti-dualistischen Plädoyers- der anthropischen Konstellation der Moderne verbundenund dem genannten Widerspiel ausgesetzt bleibt.Der Dritte Teil thematisiert Zeugnisse, die für ein nicht-dualistischesWeltverhältnis sprechen. Sie sind überwiegenddem literarischen und künstlerischen Bereich entnommen.Es geht um Phänomene, die über die moderne Denkformund deren Basisannahmen hinausweisen. Erfahrungsanalysenverdeutlichen zusätzlich die tiefe Welthaftigkeitunserer Existenz. Deren Erklärung wird dann in den anschließendenTeilen unternommen.Der Vierte Teil entwickelt ein evolutionäres Verständnisdes Menschen. Zunächst wird im Anschluss an eineKurzdarstellung der kosmischen und biotischen Evolutiondie evolutionäre Prägung des Menschen dargestellt.Anschließend wird das Verhältnis von Natur und Kulturthematisiert sowie die Emergenz der Kultur aufgeklärt.Dann wird, insbesondere im Blick auf kognitive Leistungen,das Zusammenspiel von biologischen Vorgaben undkultureller Fortführung behandelt. Der Mensch verspieltdie anfängliche Welthaltigkeit der Kognition in derenWeiterentwicklung nicht, sondern verstärkt und erweitertsie. Er bleibt gerade auch kulturell ein Weltwesen.Der Fünfte Teil wendet sich nach der Neubestimmung derAnthropologie den Feldern der Ontologie und Epistemologiezu. Zunächst wird das Konzept einer konsequentgenetischen Ontologie entwickelt. Anschließend wird imBlick auf die ontologische Verankerung der Kognition dieSeinsbedeutung und Objektivität der Kognition herausgearbeitet.Damit ist der moderne Denkrahmen endgültigüberschritten.

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