Immer muss man mit Stellwerksbränden, Streiks und Tagebrüchen rechnen

Immer muss man mit Stellwerksbränden, Streiks und Tagebrüchen rechnen
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Artikel-Nr:
9783942094658
Veröffentl:
2016
Einband:
Mit Lesebändchen
Seiten:
160
Autor:
Sarah Meyer-Dietrich
Gewicht:
280 g
Format:
168x143x16 mm
Serie:
Ruhrgebiet de luxe
Sprache:
Deutsch
Beschreibung:

Meyer-Dietrich, Sarah
Sarah Meyer-Dietrich wurde 1980 geboren und wuchs im Ruhrgebiet auf. Studium der Wirtschafts- und Kulturwissenschaften in Bochum und Hagen. Promotion in Bochum. 2012 bis 2016 hauptberuflich Geschäftsführerin und Projektmanagerin Friedrich-Bödecker-Kreis NRW e.V. Seit dem Sommer 2016 ist sie freie Autorin.
An guten Tagen lese ich den Kunden ihre Wünsche von den Gesichtern ab. Das Mädchen mit rundlichen Wangen und Sommersprossen: ein Donut mit Streuseln. Ich weiß es, bevor sie es ausspricht. Erst sagt es ihr Gesicht. Dann sagt es ihr Mund. Lieber würde ich bei der Arbeit den Menschen nur auf die Hände schauen. Gesichter verraten zu viel. Hände lenken weniger von der Arbeit ab, auf die ich mich konzentrieren muss. Trotzdem soll ich den Kunden in die Augen sehen. Es ist unhöflich, sich vor fremde Häuser zu stellen und durch die Fenster zu gaffen. Aber fremden Menschen durch die Augen in das Dahinter zu schauen, gehört zum guten Ton. Wenn ich doch Eva fragen könnte, ob sie das versteht. Eva, von der ich gelernt habe, in Gesichtern zu lesen. So wie jetzt im Gesicht der großen, schlanken Frau im mittleren Alter. Sie hat die blonden Haare zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden. Ein Wasser, medium, bitte. Ich weiß es, bevor sie es ausspricht. Erst sagt es ihr Gesicht. Dann sagt es ihr Mund. Am anderen Tisch: ein Mädchen. Sie sitzt schon lange hier. Rita hat sie bedient. Auf dem Tisch stapeln sich leere Tassen. Das Mädchen trägt einen Ring am Finger. "Darf ich ", setze ich an, während mein Blick von den Händen des Mädchens zu ihrem Gesicht wandert, zu ihrem viel zu schmalen Gesicht. Doch mein Satz splittert und zerbricht. So laut sagt das Gesicht des Mädchens: Nein! Wie ein Handkantenschlag, der meinen Satz zerschlägt. Und die Augen. Die Augen ich senke den Blick. Auf ihre Hände. Das ist sicherer.
Nur weg aus diesem Leben. Sie steigt in Castrop-Rauxel in den nächstbesten Zug, fährt planlos durchs Ruhrgebiet. Verliert sich im Gewirr aus Städten und Menschen. Denn die Geschichten, die sie in den Gesichtern der Mitreisenden zu entdecken meint, vermischen sich immer mehr mit den Schatten der eigenen Biografie ... Sarah Meyer-Dietrichs Roman ist ein rhizomatisches Verwirrspiel um Familie, Liebe und Identität. Anrührend, komisch, verstörend, surreal.

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