Mein Nachbar, der König

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Artikel-Nr:
9783941271425
Veröffentl:
2012
Seiten:
209
Autor:
Eginald Schlattner
Gewicht:
394 g
Format:
220x176x33 mm
Serie:
5, Literatur aus Siebenbürgen
Sprache:
Deutsch
Beschreibung:

Eginald Schlattner: Der LebenslaufObschon Siebenbürger Sachse, bin ich in Arad geboren, am 13. September 1933, in einer Stadt von k.u.k.-Gepräge am westlichen Rande Rumäniens, nahe der ungarischen Grenze. Prägende Jahre der Kindheit habe ich in Szentkeresztbánya verbracht; jener östliche Landstrich Siebenbürgens ist bis heute von Szeklern besiedelt. Dort habe ich ungarisch gelernt. Und erst in der Schule rumänisch. Beide Eltern sprachen perfekt ungarisch. Meine Mutter ist in Budapest geboren. Meine Großmutter Bertha zilahi Zilah-Sebess entstammt einem ungarischen Adelsgeschlecht (am 6IX1715 wurde ein reformierter Pfarrer nobilitiert; das Geschlecht reicht, bis 1467. Stammbäume muß man glauben). Wiewohl sächsisch-bürgerlich, gehöre ich dem ungarisch-siebenbürgischen Adelsverband Castellum an. Rumänien ist zwar nicht das Land meiner Väter, aber mein Vaterland ist es. Wir Sachsen sind um 1140 nach Ungarn eingewandert, waren als autonomes Fürstentum 150 Jahre an die Hohe Pforte gewiesen und verabschiedeten uns vom westlichen Europa 1918 als Staatsbürger der k.u.k.-Monarchie. Seit 1920 gehören wir zu Rumänien. Zwischen dem 23VIII1944 und dem 30XI1947 war Rumänien ein kommunistisches Königsreich, eine historische Extravaganz; danach bis 1989 eine Diktatur sowjetischen Modells. Nach dem Wiener Schiedsspruch 1940, rumänisch Dictatul dela Viena, wurde Siebenbürgen, Transilvania, Erdely, zwischen Ungarn und Rumänien geteilt; wir Sachsen wurden nach 8oo Jahren geographischer Einheit auf zwei Staatsterritorien auseinanderdividiert. Meine Eltern optierten für Rumänien, das heißt: für das südliche Siebenbürgen; vor allem, weil mein Vater es wünschte. Meiner Mutter wäre auch Budapest als Hauptstadt willkommen gewesen.Am 20. IV. 1943 wurde ich in Kronstadt als deutscher Pimpf auf den Führer in Berlin vereidigt. Als Jugendlicher las ich, später versteckt (Rumänien war seit 30XII1947 Volksrepublik), Rosenbergs Mythus des 20.Jahrhunderts. Parallel dazu Engels und Stalin. Mit 19 griff ich zu Schopenhauer, Nietzsche, verlor mich an Spenglers Untergang des Abendlandes. Mit 20 wies mich unser evangelischer Bischofsvikar Alfred Herrmann auf die sozialistische Idee hin, "das Modell einer befreiten Menschheit, bei uns im Lande in status nascendi, gewiß mit allen Geburtswehen". Und stellte so, der hohe Herr, für Jahre, wenn auch angefochten, die ideellen Weichen: Alle in der Welt werden satt und niemand weint mehr!Die späte Kindheit und Jugend verbrachte ich in Fogarasch-Fagaras-Fogaras, einer Kleinstadt am Fuße der Südkarpaten -, auffällig allein die Wasserburg; und daß durch mein Bett der 25. Längengrad lief. Die "kleine Stadt" bildete eine multikulturelle Lebensform, ohne daß man dafür einen Namen bemühte. Wo mehrere Völkerschaften schiedlich-friedlich miteinander lebten: Rumänen, Ungarn, Juden, Sachsen, Zigeuner, Armenier (von Juden und Deutschen zeugen heute Friedhöfe).Ende der dreißiger Jahre wollten wir Deutsche in Rumänien jäh - und gezielt über die Deutsche Volksgruppe - großdeutsch sein, ja Großdeutsche werden. Damals erhielt das traditionelle Identitätsbewußtsein der Siebenbürger Sachsen einen Riß: Für die war bis dann oberstes Gebot die Anerkennung der jeweiligen Obrigkeit gewesen, nach der Devise bei der Einwanderung um 1140 unter dem ungarischen König Geisa II: Ad retinendam coronam!, Zum Schutze der Krone. Das will sagen: Loyalität ist oberstes Gebot. Als 1943 unsere Männer zum deutschen Heer einrückten (Staatsvertrag zwischen dem Königreich Rumänien und dem Deutschen Reich), verließen nahezu 70 000 "wehrfähige Volksdeutsche" das Land. Familien wurden für Jahrzehnte auseinandergerissen. Es war der Anfang vom Ende. Ein Ende, das sich 50 Jahre später von selbst erledigte. Sang- und klanglos haben sich die Siebenbürger Sachsen ab 1990 aus der Geschichte verabschiedet, nach genau 850 Jahren. Es gibt uns kaum noch in Siebenbürgen (etwa 10 000 Sachsen, Alter 60 und mehr). Aber weltweit ja. Jedoch: In der brutalen Manier des "großen
Eine Vielzahl von Blättern, von Mäusen angenagt, nie auf-genommen in die literarische Biographie des Autors. Als im Sommer 2009 ein großer Koffer vom Pfarrhof in Rothberg/Rosia in das nahe Hermannstadt/Sibiu gebracht wurde, konnte über dessen Inhalt allenfalls gemutmaßt werden. Im Zentralarchiv der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien, wo die Dokumente aus dem Koffer in den Vorlass Eginald Schlattners eingepflegt werden sollten, erkannte man verblüfft, dass es sich um Manuskripte aus einer bis dahin praktisch un-bekannten Schaffensperiode Eginald Schlattners handelte. Eginald Schlattner ist heute vor allem als Romanautor be-kannt. Mein Nachbar, der König und Odem beinhalten eine Auswahl seiner früheren Erzählungen. Diese zeigen, welchesbewegte Schicksal dem Autor und seiner Literatur zuteil gewor-den ist, welchen Einfluss Verlage und Lektorat hatten, wie Maß-regelungen das Schreiben behinderten und wie er versucht hat, sich in das literarische Leben seiner Zeit zurückzuschreiben. Es zeigt sich aber auch, dass es eine über zwanzig Jahre andau-ernde Zäsur in der schriftstellerischen Tätigkeit Schlattners gab. Eine Zeit des literarischen Schweigens bis in die 1990er Jahre hinein - bevor er der bekannte Romanautor mit dem markan-ten roten Schal wurde.
InhaltEinführung 7Gefährte Rebhuhn 11Gediegenes Erz 23Das Apfelbett 91Jemand steht immer im Weg 115Eine Zigarette 125Mein Nachbar, der König 139Einführungen zu den Erzählungen 171Gefährte Rebhuhn 171Gediegenes Erz 177Das Apfelbett 185Jemand steht immer im Wege 189Eine Zigarette 193Mein Nachbar, der König 197Fragebogen 201Abkürzungsverzeichnis 207

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