Philosophien sprachlicher Gewalt

Philosophien sprachlicher Gewalt
21 Grundpositionen von Platon bis Butler
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Artikel-Nr:
9783938808986
Veröffentl:
2010
Erscheinungsdatum:
01.10.2010
Seiten:
435
Autor:
Hannes Kuch
Gewicht:
629 g
Format:
222x140x31 mm
Sprache:
Deutsch
Beschreibung:

Hannes Kuch, M. A., studierte Philosophie, Soziologie und Volkswirtschaftslehre in Frankfurt am Main und an der FU Berlin. Promoviert derzeit in Philosophie zu einer Theorie der symbolischen Macht im Anschluss an Hegels Herr/Knecht-Figur.Steffen K. Herrmann, M. A., studierte Philosophie, Soziologie und Literatur in Frankfurt am Main und Berlin. Promoviert derzeit mit einer Arbeit über 'Symbolische Verletzbarkeit. Über Anerkennung und Missachtung' zur Gewalt der Sprache im Anschluss an Hegel und Levinas.Die beiden Herausgeber sind wissenschaftliche Mitarbeiter an der FU Berlin am SFB 'Kulturen des Performativen' im Projekt 'Zur Performanz sprachlicher Gewalt oder: Warum Worte verletzen'. Zusammen mit Sybille Krämer haben sie herausgegeben: Verletzende Worte. Die Grammatik sprachlicher Missachtung, Bielefeld 2007.
Sprache und Gewalt können ohne Zweifel gegeneinanderwirken: Die dialogische Kraft des Gesprächs vermagden gewaltsamen Konflikt zu suspendieren. Zugleichjedoch bilden Sprache und Gewalt nicht nur einenGegensatz, sondern sind auch aufeinander bezogen: Sokönnen wir in der Sprache vergangene Gewalttaten wiederwachrufen oder zukünftige androhen. Doch Spracheund Gewalt sind auch ineinander verwoben: Spracheselbst kann verletzen. Die Edition fragt nach diesemintrinsischen Zusammenhang von Sprache und Gewalt.Sie zeigt anhand von unterschiedlichen philosophischenGrundpositionen, dass sich die Gewalt der Sprachevom 'verletzenden Sprechakt' auf der einen bis hin zur'strukturellen Ur-Gewalt' der Sprache auf der anderenSeite erstreckt.Die 'Gewalt der Sprache' entfaltet der Sammelband anhandvon ausgewählten Autorenportraits, die vom philosophischenKlassiker (Platon oder Hobbes) bis hin zuviel diskutierten Gegenwartsdenkerinnen und -denkernreichen (Honneth oder Butler). Ihren philosophischen'Gesprächspartnern' nähern sich diese Porträts dabeiauf unterschiedlichen Wegen: Ein Teil der Beiträge hateher einführenden Charakter und stellt einen etabliertenDenker im Diskurs um sprachliche Gewalt vor (etwaNietzsche oder Derrida). Ein anderer Teil der Beiträgesetzt sich mit solchen Philosophien auseinander, bei denensprachliche Gewalt ein bisher nur wenig beachtetesMotiv darstellt (etwa bei Hegel oder Wittgenstein). Einletzter Teil schließlich widmet sich gerade jenen Philosophen,bei denen Sprache und Gewalt Antipoden bilden(etwa Buber oder Habermas), um diese Entgegensetzunggegen den Strich zu lesen. Drei unterschiedliche Zugängezu Philosophien sprachlicher Gewalt lassen sich alsounterscheiden: Der rekonstruktive Zugang arbeitet einbestimmtes Konzepte sprachlicher Gewalt bei einemPhilosophen heraus. Der konstruktive Zugang erarbeitetein spezifisches Verständnis sprachlicher Gewaltmit einer bestimmten Philosophin. Der dekonstruktiveZugang schließlich versucht die Überlegungen einesPhilosophen zur Entgegensetzung von Sprache undGewalt gegen diesen selbst zu denken. Rekonstruktion,Konstruktion, Dekonstruktion - das sind also die grundlegendenLektürestrategien der Beiträge.Während die rekonstruktiven Beiträge eine Einführungin die festen Größen der noch jungen Debatte umsprachliche Gewalt bieten, erschließen die Beiträge mitkonstruktiven und dekonstruktiven Lesarten das Potenzialbislang weitgehend vernachlässigter Positionen.Auf diese Weise macht diese Edition eine ganze Reihephilosophischer Grundpositionen überhaupt erst fürden Diskurs um sprachliche Gewalt zugänglich. DerenBandbreite lässt sich holzschnittartig folgendermaßenunterteilen: (1) Als Beleidigung, Herabsetzung oder Demütigungkann sprachliche Gewalt in Form von konkretenSprechakten auftreten. Diese Ebene der Gewalt ist imAnschluss an John L. Austins 'performative Äußerungen'untersucht worden: Sprechen ist in dieser Hinsichtnicht nur ein Tun, sondern zugleich auch ein An-Tun. ImAnschluss an Austins Konzept des Performativen hat PierreBourdieu gezeigt, dass das Kränkungspotenzial derRede in gesellschaftlichen Praktiken und Konventionenwurzelt. (2) Stärker sozialphilosophisch angelegte Theorienfragen dagegen eher nach den Bedingungen derMöglichkeit menschlicher Verletzbarkeit durch Sprache.Philosophinnen und Philosophen dieses Paradigmasversuchen die Verletzbarkeit durch Worte vor demHintergrund zu verstehen, dass Sprache nicht nur Mediumder Information oder Verständigung ist, sondernvor allem eine Instanz, welche die Einzelnen durch ihreAnsprache ins Leben ruft. Während die Anrufung mitdem Eigennamen Identität stiftet, so argumentiert etwaJudith Butler, droht in der beleidigenden Benennung mitSchimpfnamen der traumatische Verlust von Identität.(3) Eine weitere Perspektive wird von diskursanalytischorientierten Ansätzen wie etwa denjenigen von MichelFoucault oder Gayatri Spivak eingebracht. In diesemRahmen wird die der
Mit Sprache können wir nicht nur über Gewalt reden, mit Sprachekönnen wir auch Gewalt zufügen. Der Band bietet einesystematische Erschließung dieser Gewalt der Sprache, indemer durch eine Vielzahl von Autorenportraits unterschiedlicheGrundpositionen freilegt.Die Edition füllt eine Leerstelle im philosophischen Diskurs derGegenwart. Denn obwohl die Philosophie nach dem linguistic turnSprache zu ihrem grundlegenden Gegenstand gemacht hat, ist dieGewaltsamkeit der Sprache bisher immer noch ein weitgehend unbekanntes'Land' geblieben. Die Bandbreite der hier versammeltenPositionen wird durch zwei konträre Positionen markiert. Auf dereinen Seite stehen Untersuchungen zu konkreten Sprechakten: Dieverletzende Gewalt der Sprache reicht in diesem Blickwinkel von deroffenen Beleidigung über die verdeckte Anspielung bis hin zur herablassendenDemütigung, die den Einzelnen existenziell in seinemSelbstverhältnis zu treffen vermag. Auf der anderen Seite wird dieSprache als Ganze in den Fokus gerückt: Der Sprache als solcherwohnt diesen Philosophien zufolge eine transzendentale Gewaltinne, weil sie unseren Zugang zur Welt immer schon auf gewaltsameWeise präformiert. Indem Sprache den individuellen Gegenstand allgemeinenBegriffen unterwirft, beraubt sie ihn seiner Besonderheit.Zwischen diesen beiden Polen - dem verletzenden Sprechakt aufder einen und der strukturelleren Gewalt in der Sprache auf deranderen Seite - versammelt der Band ein historisches Panorama anmöglichen philosophischen Zugängen zur Gewalt der Sprache.
Steffen K. Herrmann und Hannes Kuch,Philosophien sprachlicher Gewalt. Eine Einleitung1. Burkhard Liebsch, Platon - Leben und Tod, Sprache und Gerechtigkeit2. Alfred Hirsch, Hobbes - Sprache und Terror3. Georg W.Bertram, Hegel - Anerkennung und beschädigte Verhältnisse4. Gerald Posselt, Nietzsche - Sprache, Rhetorik, Gewalt5. Pascal Delhom, Buber - Das bedrohte Gespräch und die Verletzlichkeitder Sprechenden6. David Lauer, Wittgenstein - Die Gewalt des Namens7. Christoph Demmerling, Adorno - Die Gewalt des Begriffs8. Steffen K. Herrmann, Levinas - Von der Gewalt des Angesichtszur Gewalt des Schweigens9. Antje Kapust, Merleau-Ponty - Pathographien als Enteignung von Würde10. Hannes Kuch, Austin - Performative Kraft und sprachliche Gewalt11. Marc Rölli, Deleuze - Macht, Gewalt und delokutionäre Sprechakte12. Isabell Lorey, Foucault - Monstrologische Grenzen und die Gewaltdes Diskurses13. Robin Celikates, Habermas - Sprache, Verständigung und sprachlicheGewalt14. Sybille Krämer, Frankfurt - Bullshit oder: (k)eine Publikumsbeschimpfung15. Johannes-Georg Schülein, Derrida - Über die Ur-Gewalt der Sprache16. Robert Schmidt und Volker Woltersdorff, Bourdieu - Der zwangloseZwang symbolischer Gewalt17. Vera Alyosxa Tudor, Wittig - Sprache als Intervention, Interventionin Sprache18. Christian Neuhäuser, Margalit - Die Sprache der Erniedrigung19. Nikita Dhawan, Spivak - Subalternes Schweigen und die Politikder Repräsentation20. Mattias Iser, Honneth - Die Gewalt der Missachtung21. Paula-Irene Villa, Butler - Subjektivierung und sprachliche GewaltDie Autorinnen und Autoren

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