Kunstkommentare der sechziger Jahre

Kunstkommentare der sechziger Jahre
Funktionen und Fundierungsprogramme. Diss.
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Artikel-Nr:
9783897393073
Veröffentl:
2003
Seiten:
418
Autor:
Christian Bracht
Gewicht:
930 g
Format:
240x192x36 mm
Sprache:
Deutsch
Beschreibung:

Die internationale Kunstliteratur hat sich in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts grundlegend gewandelt. Die Topoi der Kunstkritik, die Paradigmen der Kunsttheorie, die Hintergrundannahmen der Kunstgeschichtsschreibung weisen in diesem turbulenten Jahrzehnt gemeinsame Verschiebungen auf, die neue Theorien, Kunstbegriffe und Vokabulare generierten. Hierbei lässt sich eine grundlegende Spannung zwischen der Wesensbestimmung der Kunst und den skeptizistischen Gegenreaktionen aufzeigen. Die historische Diskursanalyse bildet das methodische Rüstzeug, diesen Konflikt zwischen Essentialismus und Anti-Essentialismus innerhalb einer Kunstliteratur, die die zeitgenössischen Werke in den sechziger Jahren kommentierend begleitet, näherhin zu ergründen. Gegenstand sind nicht die Werke, sondern die einschlägigen Quellentexte, vorwiegend aus Deutschland, Italien, Frankreich und den USA. Ging es noch in den vierziger und fünfziger Jahren um solche ästhetischen Fundierungsprogramme wie das Schöpferische, das Unbewusste oder das positivierte Unbestimmte, so mussten sich die Kommentatoren der Sechziger zunächst an diesen zeitgebundenen Argumenten einer herrschenden kunsttheoretischen Ursprungsdebatte abarbeiten, bevor sie sie verabschieden konnten. So waren noch Ad Reinhardt und Yves Klein der traditionellen Attraktion einer unsagbaren Eigentlichkeit verfallen. Den ästhetischen Essentialismus konnten die Kommentatoren entweder fortschreiben und etwa medientheoretisch radikalisieren, wie Clement Greenberg, oder aber, wie etwa John Cage und die Fluxus-Künstler, gegen einen offenen Anti-Essentialismus eintauschen. Manifest wurde die Verabschiedung der Wesensbestimmung der Kunst vor allem in der analytischen Philosophie, die in den Kunsttheorien der Concept Art ihre stillen Triumphe feierte. Mit lauter Stimme artikulierte sich der skeptizistische Kunstkommentar schließlich in der institutionenkritischen und politisch engagierten Kunst Ende der Sechziger am Übergang zum neuen Jahrzehnt. Überraschendes Ergebnis der Untersuchung ist, dass die kunsttheoretischen Konzepte sich nur selten passgenau mit den zeitgenössisch postulierten Merkmalen der künstlerischen Phänomene und Praktiken zur Deckung bringen lassen. Kunstkommentare führen gegenüber den Werken ein Eigenleben, das in den sechziger Jahren die Konkurrenz um neue Normen besonders auffällig bestimmt.

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