latenz - Journal. H.3/2018

latenz - Journal. H.3/2018
Die Versprechen der Freiheit - Der Aufbruch von 1968 und das Ringen um seine Erbschaften
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Artikel-Nr:
9783893761791
Veröffentl:
2018
Seiten:
276
Autor:
Irene Scherer
Gewicht:
920 g
Format:
221x220x20 mm
Serie:
3, Latenz, Journal für Philosophie und Gesellschaft, Arbeit und Technik, Kunst und Kultur
Sprache:
Deutsch
Beschreibung:

Editorial (Auszug) Ende sechziger Jahre gingen weltweit tausende Menschen auf die Straßen und rebellierten gegen alte Herrschaftsstrukturen: Von Berkeley bis Berlin, von Paris bis Warschau, von London bis Prag. Der Wunsch nach Emanzipation führte zur Wiederentdeckung der Rechte der Citoyenne und des Citoyens als Fundament einer freien Zivilgesellschaft. Die vielfältigen Hoffnungen auf mehr Freiheit in Politik und Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft standen im Zeichen eines neuen Lebensgefühls, das sich selbstbewusst eigenen und kollektiven Zukunftsplanungen zuwandte und sich gegen Krieg und Fremdbestimmung, gegen Unterdrückung und Ausbeutung richtete. In diesen Jahren entstand eine nicht nur jugendliche Protestkultur, die mehr war als eine soziale Bewegung. Die antiautoritären neuen Lebensentwürfe stellten die tradierten kulturellen Lebensmuster der Elterngenerationen in Frage. Der Aufbruch zu neuen Musikstilen, neuen Formen des Zusammenlebens und neuen Bildungsmöglichkeiten eröffneten dem Individuum die Chancen auf andere Wege der Sinnfindung, Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung. Es entstand ein neuer libertär gespeister Begriff von individueller Freiheit, der sich mit einer emphatischen Vorstellung von Solidarität und Toleranz auf der Grundlage einer befreiten Gesellschaft paarte. Die Neue Linke versuchte zudem, den Kältestrom der Analyse des Wertgesetzes mit dem Wärmestrom einer Emanzipationstheorie zu verknüpfen. Die Proteste und Rebellionen der späten sechziger und siebziger Jahre offenbarten sich wirkungsgeschichtlich vor allem als kulturrevolutionären Prozess, der die Gesellschaft und ihren Verfassungsstaat vielfältig veränderte. Nicht umsonst wollte Franz-Josef Strauß durch seine Kandidatur zum Bundeskanzler im Jahr 1980 explizit diesen kulturellen Wandel umkehren. Die Wirkmächtigkeiten der Emanzipationserfahrungen und die Versprechen der Freiheit sind in ihren Ergebnissen seit einigen Jahren wieder umstritten. Statt die Tagträume neuer globaler Kooperationskulturen von Zivilgesellschaften und Klima-Kommunen voranzubringen, trieb und treibt eine kaum gebändigte Marktglobalisierung zu neuen sozialen Spaltungen und Verarmungen. Der weltweite Kapitalismus sog jene Versprechen der Freiheit der Achtundsechziger auf, kommerzialisierte sie und konnte sich somit selbst modernisieren. Zugleich versuchten und versuchen nach dem Ende der Blockkonfrontation nationalistische Strömungen die Idee der Freiheit zu besetzen, um sie als "Freiheit der Weißen" gegen die Emanzipationsversprechen der allen zustehenden Freiheitsrechte zu wenden. Für ein Europa der Bürgerinnen und Bürger müssen fünfzig Jahre nach dem symbolträchtigen 1968 die Versprechen der Freiheit erneuert und erweitert werden. Diesem Denkansatz sieht sich die dritte Ausgabe der "Latenz" verpflichtet.
Philosophisch und politisch will diese Ausgabe der "Latenz" Antworten bieten auf die Frage, was gesellschaftlich geblieben ist von der Jugendrevolte des Jahres 1968. Was hat die Bewegung erbracht, um Menschenrechte und Demokratie auszuweiten? Was sollte heute gegen autoritäre Impulse verteidigt werden? - Der Band startet mit einem tiefen Blick auf die französisch-deutschen Kontroversen über die Zukunft der Kritischen Theorie. Der Freiheitsbegriff steht im Mittelpunkt gleich mehrerer Beiträge. Der Wandel der Frauenbewegung, die Auswirkungen auf die Justiz, die Nachhaltigkeitsdebatte und der Blick in die Diskussionen der Arabischen Welt runden den "Latenz"-Schwerpunkt ab. - Die Philosophen Helmut Fahrenbach und Matthias Mayer beleuchten die Aktualität von Ernst Bloch und Karl Jaspers. - Die "Latenz 03/2018" lädt ein zum Nachdenken.
Die Versprechen der Freiheit. EditorialVon Irene Scherer und Welf SchröterI. Schwerpunkt: Die Versprechen der Freiheit. Der Aufbruch von 1968 und das Ringen um seine Erbschaften Kommunikatives Handeln? Deutsch-französische Diskursstrategien um die Kritische TheorieVon Gérard RauletDer radikale Freiheitsbegriff nach 1968 - Ernüchterung ... Von Micha BrumlikFrei sprechen. Warum eigentlich "68er-Generation"?Von Luca di BlasiWas bleibt vom Mai 1968? Kritischer Rückblick eines "Dabeigewesenen" Von Arno Münster Die Versprechen der Freiheit in der arabischen Welt Von Mohamed TurkiPolitische Theorie und Praxis der Geschlechterumordnung nach 1968 Von der Frauenbewegung zu LGBTQ* und darüber hinaus Von Alice Pechriggl1968 und die Justiz - "As far as I remember" Oder: "Vom Arbeitskreis kritisches Rechtsstudium" zu MEDEL und zum "Forum Justizgeschichte"Von Hans-Ernst BöttcherFreiheit oder Nachhaltigkeit? Freiheit und Nachhaltigkeit! Von Claus LeggewieHegemonie der Freiheit.Überlegungen zum Umgang mit populistischen Diskursstrategien Von Mathias RichterNachrichten an alle Von Bernd StickelmannII. Philosophie und Gesellschaft Religionsphilosophie und Psychoanalyse bei Ernst BlochVon Matthias MayerDie interkulturelle und die weltpolitische Bedeutung der Philosophie kommunikativer Vernunft Von Helmut Fahrenbach Zur Gründung der Hans-Mayer-GesellschaftVon Heinrich Bleicher-NagelsmannAutorinnen und Autoren

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