Beschreibung:
Am Anfang der Dienstleistungsgesellschaft stand eine Utopie: Dienstleistungsarbeit werde den Weg der Lohnarbeit von einer proletarischen Beschäftigung zum Garanten wirtschaftlichen Aufstiegs, sozialer Identität und politischer Stabilität weisen. Mit Blick auf die Gegenwart "einfacher" Dienstleistungsarbeit zeigt sich zweifellos ein anderes Bild.Dienstleistungen wie Sorgen, Säubern und Service sind gekennzeichnet durch Niedriglohn und Grundsicherung, Minimalstandards wohlfahrtsstaatlicher Versorgung. Der Traum vom Aufstieg ist hier ausgeträumt. Das Profil von Dienstleistungsarbeit erschwert die Entstehung professioneller Identität. Und die sozialliberalistische Vorstellung, dass über Ökonomie und wohlfahrtsstaatliche Anrechte eine gesellschaftliche Ordnung erzeugt wird, die die Lebenschancen aller Gesellschaftsmitglieder mehrt, hat für die Beschäftigten "einfacher" Dienste jede Überzeugungskraft verloren. Wie betrachten die Beschäftigten ihre Lage? Empfinden sie Solidarität, Berufsstolz, haben sie Erwartungen an die Zukunft?
Auf der Basis von zahlreichen Interviews, Beobachtungen und Diskussionen wird deutlich, dass in den "einfachen" Diensten Arbeits- und Lebensformen entstanden sind, die auf eine neue Form von "Proletarität" ohne Proletariat verweisen. Friederike Bahl stellt den Menschen und seine Selbstverortung in den Mittelpunkt ihrer Studie und zeigt: Wo und wie wir uns im gedachten Ganzen situieren, beeinflusst immer auch die Formation einer Gesellschaft.
Einleitung
I Das Konzept eines Dienstleistungsproletariats oder von der Reformulierung eines verbrauchten Begriffs?
Die Ernüchterung einer Vision
Zwischen Arbeit und Leben - Gesellschaftsbilder als soziologisches Problem
II Dienstleistungsarbeit im Wandel - von der Profession zum Job
Von der Hand- zur Kopfarbeit und zurück - das Versprechen der Professionalisierung
Von der Hoffnung auf Rehumanisierung zur Autonomie der Arbeitsverdichtung
Wenn der Körper zehrt - neue Herausforderungen eines körperlichen Leistungsstolzes
Arbeit muss sich lohnen - eine instrumentelle Arbeitsorientierung im Leerlauf
III Vom Projekt der Moderne zum Ende der Welt
Die tragische Apokalypse
Die ironische Apokalypse oder von der Autonomie innerer Verfristung
Die sarkastische Apokalypse
Die zynische Apokalypse oder davon, wie man wird, wie man ist
IV Die Suspendierung einer geordneten Welt - zwischen Resignation und Ressentiment
Zum Anachronismus marxistischer Denkgebäude
Die unmögliche Gruppe zwischen fragiler Assoziation und potenziertem Misstrauen
Die Enttäuschten oder vom resignativen Rückzug
Die Aufständigen oder von der regressiven Revolte
Die Ironischen oder von der gezähmten Resilienz
Die Zornigen oder von der autoritären Rebellion
V Konklusionen - von Proletarität ohne Proletariat oder von den Helden des Marktes
Danksagung
Literaturverzeichnis