Zeit der Unterhändler

Zeit der Unterhändler
Koordinierter Kapitalismus in Deutschland und Frankreich zwischen 1920 und 1950
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Artikel-Nr:
9783868543308
Veröffentl:
2019
Seiten:
480
Autor:
Philipp Müller
Gewicht:
816 g
Format:
218x150x45 mm
Sprache:
Deutsch
Beschreibung:

Philipp Müller, Prof. Dr., Historiker, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsgruppe Demokratie und Staatlichkeit am Hamburger Institut für Sozialforschung und seit August 2019 Gastprofessor an der Leuphana Universität Lüneburg.
Weder Kapitalismus noch Demokratie galten in den 1920er und 1930er Jahren als Pfeiler der Stabilität. Das begann sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg zu ändern. Dargestellt wird dieser Wandel in der Regel als Triumph von kapitalistischer Konsumgesellschaft und wohlfahrtsstaatlich gesicherter Demokratie über Faschismus und Kommunismus. 70 Jahre Bundesrepublik bieten Anlass, diese Sicht neu zu bewerten.

Hermann Bücher zum Beispiel, Vorstandsmitglied des Reichsverbands der Deutschen Industrie, hielt Politiker für ökonomisch inkompetent und Parlamente für ungeeignet, um die wirtschaftlichen Grundlagen moderner Gesellschaften zu gestalten. Dennoch avancierte er nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem wichtigen Berater der ersten bundesdeutschen Regierung unter Konrad Adenauer. Wie kam es dazu, dass Akteure wie Hermann Bücher in Deutschland, genauso wie andere in Frankreich, demokratische Regierungen als Partner des Kapitalismus akzeptierten?

Schlüssel dieser Entwicklung waren Vertreter wirtschaftlicher Interessen, die als Unterhändler zwischen Unternehmen und Staat vermittelten. Sie traten für eine Transformation des wirtschaftsliberalen Individualismus zu einem koordinierten Kapitalismus ein. Philipp Müller zeigt, dass die wirtschaftlichen Eliten durch die Regimewechsel nicht nachhaltig berührt wurden und in der Nachkriegszeit zu starkem Einfluss auf die wirtschaftliche und politische Ordnung gelangten. Damit stieg auch ihre Bereitschaft zur Akzeptanz der Demokratie.
In den 1920er und 1930er Jahren hielten Unternehmer wenig von Demokratie, noch weniger von Parlamenten oder Politikern, die sie für inkompetent hielten, um die wirtschaftlichen Grundlagen moderner Gesellschaften zu gestalten. Diese Einstellung zur Demokratie sollte sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg ändern, als die Alliierten auf die Funktionen und das Fachwissen unternehmerischer Interessenvertreter zurückgriffen, und damit auf Akteure, die ihre Karriere bereits in den 1920er Jahren begonnen hatten. Die extremen Regimewechsel verschafften den wirtschaftlichen Eliten die Möglichkeit, ihren Einfluss zugunsten eines koordinierten Kapitalismus und einer eingehegten Volkssouveränität in der Nachkriegszeit zu nutzen. Erst auf diese Weise gingen Demokratie und Kapitalismus eine tragfähige Verbindung ein.»Eine eindrucksvolle Studie, die Licht auf überaus komplexe Zusammenhänge wirft und nicht vor provokanten Thesen zurückscheut. Sie erweitert maßgeblich unsere Kenntnisse der Geschichte des Kapitalismus.«Birgit Aschmann, Humboldt-Universität zu Berlin

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