Beschreibung:
Kagarlitzki schildert, was seit der Auflösung der UdSSR in Russland geschehen ist und wie sich das soziale und kulturelle Leben bis in die heutige Zeit verändert hat. Er beschreibt die Herausbildung neuer nationaler Oligarchien und das dramatische Fehlen einer echten Opposition. Ein Grundlagentext zum Verständnis der aktuellen Ereignisse in Russland und der Wahl im März 2012.
Der größte Teil des Wohlstands der neuen Wirtschaftselite, die nach dem Ende des Sowjetsystems in Moskau und anderen Städten entstand, ging an die Führung der alten sowjetischen Bürokratie über. Kagarlitzki beschreibt, wie der Umbau der Wirtschaft mit einer unglaublichen Korruption vor sich ging, die Schere zwischen Arm und Reich extrem aufriss und eine breite gesellschaftliche Depression auslöste.
Der dramatische Rückgang der Industrieproduktion, der Währungszusammenbruch von 1998, das Erstarken eines neuen Nationalismus und der Krieg in Georgien verhinderten die Herausbildung breiter demokratischer Strukturen. Die Ansätze einer Opposition von unten und der Arbeiterbewegung werden analysiert, ihre Schwäche erklärt. Nach dem "Schock" des Übergangs entwickelten sich eine umfassende Apathie und ein tiefes Bedürfnis nach Stabilität. Auch wenn es seit einigen Jahren eine neue Euphorie gibt, die sich in Prestigeprojekten und der Herausbildung einer Mittelschicht ausdrückt, wurden die Probleme des Übergangs nicht gelöst.
Die postsowjetische Gesellschaft hat es versäumt, sich auf eine demokratische Art zu legitimieren. Die traumatischen Erfahrungen mischen sich jetzt mit den aktuellen Problemen der internationalen Wirtschaftskrise. Die neuen sozialen Spannungen wird man nur verstehen können, wenn man die Altlasten des gesellschaftlichen Umbaus nicht aus dem Blick verliert.