Frage-Kunst

Frage-Kunst
Wislawa Szymborskas Gedichte
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Artikel-Nr:
9783861091691
Veröffentl:
2004
Seiten:
280
Autor:
Gerhard Bauer
Gewicht:
356 g
Format:
225x180x34 mm
Serie:
69, Nexus
Sprache:
Deutsch
Beschreibung:

Fragen ist kinderleicht, und doch gehört viel Kunst dazu, auf die richtigen, die nötigsten Fragen zu kommen; sie so zu stellen, daß sie weiter führen. Die Gedichte der polnischen Nobelpreisträgerin Wislawa Szymborska bieten eine Fülle von frappierenden, erleuchtenden, bohrenden, grübelnden sowie scherzhaft-heiteren Fragen. Sie stecken an. Sie provozieren zum Staunen, zum Widerspruch, zum Weiterdenken. Überdies sind sie ebenso schön wie aufregend.

Die erste deutschsprachige Gesamtdarstellung von Szymborskas Dichtkunst untersucht vor allem, was ihre Kunst des Fragens leistet und worauf sie ausgreift. Wie entwindet sich die Autorin selber den im damaligen Polen vorherrschenden Selbstverständlichkeiten und Gewißheiten? Welche Einsichten vermittelt sie, indem sie mit magischen Vorstellungen spielt, mit der in jedem Gedanken steckenden Versuchung zu Verallgemeinerungen, mit der Möglichkeit, der Unmöglichkeit, mit dem puren Nichts? Was hat sie den Gemeinheiten der avancierten Zivilisation entgegenzusetzen, z. B. der immer noch weitergehenden Folter, dem Terror, den Kriegen und ethnischen Säuberungen? Wie schafft sie es, das 'Undenkbare' doch denkbar zu machen? Und immer wieder: Mit was für überraschenden Einfällen lenkt sie den Blick auf das, was uns so vertraut ist, daß wir es nicht mehr wahrnehmen, sei es der streng in sich verschlossene Stein, der helle Tag, die unwiederholbare Besonderheit, die noch das unscheinbarste Ding oder Wesen auszeichnet, oder der gut verdrängte Skandal, daß mein Bewußtsein nur ein einziges Wesen von innen kennt (sofern es dieses kennt) und in der ersten Person von ihm spricht?

Polnischkenntnisse werden zur Lektüre nicht vorausgesetzt. Unentbehrlich aber ist die Bereitschaft zur Anteilnahme an viel mehr Vorgängen als denen, die zur eigenen Existenz gehören, die sich in nationalen Grenzen, auf dem dritten Planeten der Sonne, in einem menschlichen Hirn und in den Nerven der Gattung Mensch abspielen. Dabei bieten die Gedichte nichts Überweltliches. Sie machen nur die Bedingtheit und Beliebigkeit zahlreicher Begrenzungen deutlich, in die wir uns eingeschlossen finden.

Sie stellen sich den schimpflichsten Tatsachen der bis heute erreichten Zivilisation: dem Terror, der Folter, den Kriegen oder ethnischen Säuberungen. Sie prangern nichts an, aber sie durchdringen diese unerträglichen Zustände so, daß in ihnen der Ansatzpunkt für die Arbeit des Kopfes sichtbar wird - ein Triumph von Szymborskas Frage-Kunst.

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