Buntes Haus

Christoph Braendle, geboren 1953 in Bern, aufgewachsen in Zug, Studium in Zürich. Seit 1976 freier Schriftsteller, Dramatiker und Weltenbummler. Lebt seit 1987 hauptsächlich in Wien. Schreibt Prosa, Theaterstücke, Essays und Reportagen u. a. für die NZZ, die FAZ, den Standard und die Presse.

Wer fremde W¿e bemalt, um der eigenen Kreativit¿freien Lauf zu lassen, ¿berschreitet die Grenzen des Erlaubten und st¿sst bei Hauseigent¿mern in der Regel auf Widerstand. Nicht so in der Kantonalen Psychiatrischen Klinik in Liestal: Hier waren Grenz¿berschreitungen dieser Art ausdr¿cklich erw¿nscht und wurden zu therapeutischen Zwecken sogar gef¿rdert. Ein gl¿cklicher Umstand konnte das Projekt ¿Buntes Haus¿ ¿berhaupt erst m¿glich machen: Ein Haus der Psychiatrischen Klinik war renovationsbed¿rftig und wurde vor¿bergehend nicht mehr genutzt. Dank einem Impuls des Chefarztes Dr. Theodor Cahn konnte eine ganze Abteilung dieses Hauses sinnvoll zwischenbelegt werden. Das Resultat war ein aussergew¿hnliches Kunstprojekt: ein Freiraum, in welchem Psychiatriepatienten ihre sch¿pferischen Energien b¿ndeln und entfalten konnten. Daraus ist ein Kosmos ausdrucksvoller Bilder entstanden, der die Betrachter unmittelbar anspricht und auch Nichtfachleute in seinen Bann zieht. Gerade diesen bietet der Text interessante Hinweise auf das Potential von kreativen Projekten solcher Art sowie auf die sch¿pferischen Prozesse, die bei psychisch Kranken und Gesunden grunds¿lich gleich ablaufen. Die Qualit¿des Ausdrucks der im Bunten Haus entstandenen Werke erstaunt und f¿hrt nicht zuletzt zur spannenden Auseinandersetzung mit der Frage: Was ist Kunst? Damit kratzen diese Bilder weiter an der Aufl¿sung des Kunstbegriffs ¿ ein Ph¿men, das die Kunst der Moderne seit bald hundert Jahren umtreibt. In der Zwischenzeit wurde die Renovation in Angriff genommen, das Bunte Haus lebt nun in der Erinnerung aller Beteiligter, in den zur¿ckgebliebenen Bildern und Objekten und im vorliegenden Buch weiter. Die Publikation will der Psychiatrie ein Fenster zur Aussenwelt ¿ffnen und zugleich der ¿fentlichkeit einen bildhaften Eindruck in einen ihr oft fremden Bereich vermitteln.