Beschreibung:
Dr. phil. Werner Bohleber, Jg. 1942, als Psychoanalytiker in eigener Praxis in Frankfurt am Main tätig. Ordentliches Mitglied der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV).
Seit 1988 Mitarbeit in der Redaktion der PSYCHE, seit 1997 als Herausgeber.
Forschungsschwerpunkte: Adoleszenz und Identität; psychoanalytische Erforschung der nationalsozialistischen Vergangenheit; Fremdenhaß und Antisemitismus; Traumaforschung.
Das September/Oktober-Heft 2017 der PSYCHE kreist um das Thema Geschwister.
Geschwister sind, wie die Eltern, nicht wählbar. Die Beziehungen zwischen Geschwistern stehen an Vielfalt und Dynamik denen zu den Eltern kaum nach, und häufig sind es auch die längsten Beziehungen in unserem Leben. Umso bemerkenswerter, dass in der psychoanalytischen Entwicklungs-, Krankheits- und Behandlungstheorie Geschwister, wenn überhaupt, nur am Rande vorkommen. Deutschsprachige Arbeiten zum Themenbereich Geschwister und Geschwisterbeziehungen sind noch immer rar.
Das vorliegende Heft gibt einen Überblick über die internationale Forschung, bietet vertiefende Überlegungen zum Thema und will so dazu beitragen, Geschwister und Geschwisterbeziehungen in ihren bewussten und unbewussten Dynamiken, Bedeutungen und Konflikten in Zukunft stärker in den Fokus zu rücken.
Susanne Döll-Hentschker zeichnet in einem Übersichtsartikel die historische Entwicklung der psychoanalytischen Theorien zum Thema Geschwister von Freud, Klein und Anna Freud bis heute nach.
René Kaës greift Freuds Begriff des Geschwisterkomplexes auf und arbeitet diesen aus.
Juliet Mitchell stellt die Annahme eines universalen Geschwistertraumas vor, das sie mit dem "Gesetz der Mutter" verbindet.
Inge Seiffge-Krenke beschäftigt sich mit dem Neid unter Schwestern und der in spezifischen Konstellationen festzustellenden Aufspaltung des Mutterbildes.
Vivienne Lewin gibt einen Überblick über die besondere Geschwisterkonstellation von Zwillingen.
Veronika Charisius-Weiß beschreibt die psychoanalytische Behandlung eines Zwillings, insbesondere die Bedeutung der symbiotisch-ungetrennten "twinning-Beziehung".
Donald Capps beschäftigt sich mit dem Ersatzkind, dem Kind, das nach dem Tod eines Geschwisters geboren wird und/oder das in die Rolle gerät, ein verstorbenes Geschwister zu ersetzen.
Margaret Ann Fitzpatrick Hanly untersucht Geschwisterrivalität, Identifikationen und Ablösungsprozesse der Schwestern in Jane Austens Roman Verstand und Gefühl.
Eine Sammelrezension von Büchern zum Thema Geschwister von Günter Reich und Antje von Boetticher beschließt das diesjährige Doppelheft.
HAUPTBEITRAG
Döll-Hentschker, Susanne
Editorial
Döll-Hentschker, Susanne
Geschwister(er)leben - eine zu wenig beachtete psychische Dimension
Eine Literaturübersicht
Kaës, René
Der Geschwisterkomplex
Mitchell, Juliet
Warum Geschwister?
Das "Geschwistertrauma" und das "Gesetz der Mutter" auf der "horizontalen" Achse
Seiffge-Krenke, Inge
Das Aschenputtel-Phänomen
Neid unter Schwestern und die Aufspaltung des Mutterbildes
Lewin, Vivienne
Faszinosum Zwillinge: ganz besondere Geschwister
Charisius-Weiß, Veronika
Individuation zwischen "Twinning" und "Catastrophic Change"
Capps, Donald
Das Ersatzkind
Das Urteil des Salomo und die Sublimierung des Geschwisterneides
Fitzpatrick Hanly, Margaret Ann
Geschwisterrivalität, Loslösung und Entwicklungsprozesse in Jane Austens "Verstand und Gefühl"
BUCHBESPRECHUNGEN
von Günter Reich und Antje von Boetticher
Sohni, Hans
Geschwisterdynamik. Analyse der Psyche und Psychotherapie
Sohni, Hans
Geschwisterbeziehungen im Lebenslauf. Psychoanalytische Familientherapie 16 (1)
Brock, Inés (Hg.)
Bruderheld und Schwesterherz. Geschwister als Ressource
Skrzypek, Katarzyna; Maciejewska-Sobczak, Beata; Stadnicka-Dmitriew, Zuzanna (Hg.)
Siblings: Envy and Rivalry, Coexistence and Concern
Hindle, Debbie; Sherwin-White, Susan (Hg.)
Sibling Matters: A Psychoanalytic, Developmental, and Systemic Approach
Coles, Prophecy
The Importance of Sibling Relationships in Psychoanalysis