Beschreibung:
Der Tastsinn fordert Kultur- und Medientheorie heraus. Er pendelt in der Philosophie sowie in seiner wissenschaftlichen Erforschung zwischen zwei Polen: Zum einen wurde er routinemäßig erkenntnistheoretisch zugunsten der Fernsinne abgewertet. Im Tasten droht das Sinnliche die Erkenntnis zu überrumpeln, dem Subjekt nur vermischte Eindrücke zuzuspielen. Zum anderen lässt sich die Geschichte einer abendländischen "Haptometaphysik" (Jacques Derrida) nachzeichnen, in der dem Tastsinn eine privilegierte Stellung im Zugang zur Wahrheit zukommt. Die Berührung fungiert hier als letzte Instanz der Gewissheit. In wissenshistorischen, kunstwissenschaftlichen und medientheoretischen Zugängen lotet das Buch die ästhetischen und erkenntnisbezogenen Potenziale des Tastsinns aus. Zwei Bildstrecken (Markus Burgstaller und Nico J. Weber) erproben darüber hinaus, wie es um die Kontaktfreudigkeit von Bildern bestellt ist.
InhaltEinleitung 7Karin HarrasserFull Contact 15Markus BurgstallerExperimenteBerührungswirkungen. Katalyse als Kontaktforschung 25Benjamin SteiningerExperimentelle Taktilität. Zur medienökologischenErforschung von Zwischenkörpern 39Martin Dornberg, Daniel FetznerDer Augenspaziergang. Ein geochoreographisches Experimentals Köder für Mehrdeutigkeit 65Katrin SolhdjuOberflächenUnvermittelt vermittelt. Taktilität in den Arbeiten von Gutai 81Tomoko MamineDie Kunst der Berührung. Über das hervorzubringende Werk 95Antoine Hennion"Der Urwald im Bauwesen" 104Nico J. WeberMedienNetzhautsex. Sehen als Akt 123Gertrud KochEmpfindsame Zonen 133Marie-Luise AngererBischöfliche und andere Handschuhe.Medium, Objekt, Interface 149Jana HerwigEpistemeDie Haut ist nicht die Grenze des Leibes.Exzentrische Tastempfindung bei Ernst Marcusund Jacques Derrida 173Detlef ThielDie Fabel der Arachne. Im Untergewebe taktiler Medialität 189Karin HarrasserTentakulär Denken. Anthropozän, Kapitalozän, Chthuluzän 209Donna J. HarawayAnmerkungen 239Abbildungsnachweis 283