Stunde, Tag und Jahr

Margit Krenn, geb. 1969, Kunsthistorikerin, ist wiss. Mitarbeiterin an der Universitätsbibliothek Heidelberg.

Stundenbücher, benannt nach den Gebeten zu festgelegten Stunden des Tages, dienten dem Adel zur privaten Andacht. Sie waren aufgrund ihrer Beliebtheit weit verbreitet. Mit dieser Handschrift liegt nun ein glanzvolles Beispiel für ein spätmittelalterliches Stundenbuch aus flämischer Werkstatt als Reproduktion vor. Das Stundenbuch wird einem um 1460 in Brügge tätigen Meister zugeschrieben, dessen Stil gut an den Figuren und vor allem an deren Augen zuerkennen ist, weshalb er den Namen Ma tre aux yeux bridés ( Meister der Schlitzaugen ) erhalten hat. Es umfasst als Kernstücke ein Kalendar und das Marienoffizium. Neben den geschmückten Incipit-Seiten zu herausragenden Gebetstexten stehen insgesamt zehn zarte, hellfarbige Miniaturen, eingebettet in Bordüren aus schwarzem Fleuronée, Akanthusblättern und Blüten. Vervollständigt wird das Dekorationssystem durch farbige Initialen auf goldenem Grund sowie durch Initialen mit Heiligen-Darstellungen. Ein Glücksfund für jeden Liebhaber schöner Bücher!