Beschreibung:
Frank Hentschel, geb. 1968, habilitierte sich 2006 an der Freien Universität Berlin mit einer Arbeit über 'Bürgerliche Ideologie und Musik: Politik der Musikgeschichtsschreibung in Deutschland 1776-1871', seit Dezember 2007 Professor an der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Wie selbstverständlich wurde die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts von der Musikwissenschaft auf die so genannte neue Musik, also auf einen winzigen Ausschnitt der historischen Realität, reduziert. Am Beispiel der Wittener Tage für neue Kammermusik, eines der herausragenden Festivals dieser Szene, analysiert der Autor die Ideologien und sozialen Mechanismen, die diese - auch im Verhältnis zur "populären Musik" - konstituieren.
Der Schwerpunkt liegt auf dem Zeitraum zwischen 1970 und 2000. Dabei verknüpft die Arbeit die Geschichte des Festivals mit der Problematisierung historiografischer Methoden. Ästhetische, soziale, biografische und kompositorische Elemente werden herausgearbeitet, die die "neue Musik" nicht so sehr als Resultat musikgeschichtlicher Entwicklungen, sondern als soziales und kulturpraktisches Konstrukt erscheinen lassen.