Christine Haug, Franziska Mayer, LMU München; Madleen Podewski, Bergische Universität Wuppertal.
Der Band nimmt mit Zeitschriftenliteratur, Illustrierten, Buchreihen, Kabarettaufführungen und Purimspielen ein breites Spektrum an populären Phänomenen deutsch-jüdischer und jiddischer Kultur von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Nachkriegszeit in den Blick. Schwerpunkte der Untersuchungen liegen in Fragen nach den Verfahrensweisen medialer und institutioneller Vermittlungsinstanzen (Presse, Verlage, Warenhäuser, Boulevard- und Volkstheater), nach der Teilhabe jüdischer Akteure an modernen Massen- und Unterhaltungskulturen und nach den Spezifika einer eigenständig ,jüdischen' Populärkultur. Historiker, Theater- und Literaturwissenschaftler setzen sich dabei mit den verschiedenen Konzeptualisierungen von ,Jüdischem' und ,Populärem' auseinander. Dabei wird die Unterscheidung zwischen Jüdischem und Nichtjüdischem sowie zwischen Populär- und Hochkultur immer wieder problematisiert.
Die 1992 gegründete Buchreihe ist interdisziplinär ausgerichtet; sie umfasst wissenschaftliche Monographien, Aufsatzsammlungen und kommentierte Quelleneditionen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Der Begriff deutsch-jüdische Literatur bzw. Kultur verweist auf Werke jüdischer Autoren in deutscher Sprache, insoweit jüdische Aspekte erkennbar sind. Aber auch das häufig vom Antisemitismus geprägte Judenbild nichtjüdischer Autoren wird zu einem Faktor der literarisch vermittelten deutsch-jüdischen Beziehungsgeschichte. Der Erforschung des gesamten Problemfelds bietet die Reihe ein angemessenes Forum.