Die »Quellenedition zur Geschichte des jüdischen Theaters in Wien« umfaßt 79 Dokumente aus den Jahren 1880 bis 1955, davon wurden 25 Quellen aus dem jiddischen Original übersetzt. Das ausgewählte Material zeigt die Entstehung des jiddischen Theaters und die Intentionen seiner Autoren, die deutschsprachigen jüdischen Theaterinitiativen, die Stellung des Theaters innerhalb der jüdischen und nichtjüdischen Umwelt und die ästhetische Entwicklung der Dramatik. Weitere Abschnitte weisen auf den Einfluß von Politik, Antisemitismus und Exil auf die Entwicklung des jüdischen Theaters und die Biographien der Theaterleute hin. Das jiddische Theater in Wien muß im Kontext der Entwicklung des internationalen jiddischen Theaters gesehen werden, daher wurden einzelne Aufsätze über berühmte jüdische Truppen (die Wilnaer Truppe, das New Yorker Jüdische Kunsttheater, die hebräische Habima, das Moskauer Jüdisch-Akademische Theater Goset) aufgenommen.
Im Anhang der »Quellenedition« finden sich ausführliche Stellenkommentare, biographische Angaben zu Dramatikern und Schauspielern sowie Inhaltsangaben der wichtigsten jüdischen Dramen. Die »Quellenedition« bietet somit einen Einblick in die Arbeit heute im deutschsprachigen Raum großteils vergessener beziehungsweise verdrängter Dramatiker und Schauspieler und einen Überblick über die Entwicklung und Geschichte des jüdischen Theaters, wie es bis 1938 in Wien existierte.
Die 1992 gegründete Buchreihe ist interdisziplinär ausgerichtet; sie umfasst wissenschaftliche Monographien, Aufsatzsammlungen und kommentierte Quelleneditionen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Der Begriff deutsch-jüdische Literatur bzw. Kultur verweist auf Werke jüdischer Autoren in deutscher Sprache, insoweit jüdische Aspekte erkennbar sind. Aber auch das häufig vom Antisemitismus geprägte Judenbild nichtjüdischer Autoren wird zu einem Faktor der literarisch vermittelten deutsch-jüdischen Beziehungsgeschichte. Der Erforschung des gesamten Problemfelds bietet die Reihe ein angemessenes Forum.