Herstellung und Darstellung von Entscheidungen.

Herstellung und Darstellung von Entscheidungen.
Verfahren, Verwalten und Verhandeln in der Vormoderne.
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Artikel-Nr:
9783428133666
Veröffentl:
2010
Seiten:
591
Autor:
Barbara Stollberg-Rilinger
Gewicht:
766 g
Format:
233x157x35 mm
Serie:
Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte
Sprache:
Deutsch
Beschreibung:

Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger, geboren 1955 in Bergisch Gladbach. 1974-1980 Studium der Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Köln. 1985 Promotion und 1994 Habilitation an der Universität Köln. 1997 Berufung als C4-Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit am Historischen Seminar der WWU Münster. 2003-2011 Sprecherin des Sonderforschungsbereichs »Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme«. 2005 ausgezeichnet mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 2007 Ehrendoktorwürde der École normale supérieure Lettres et Sciences humaines in Lyon. Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Seit 2012 Sprecherin des Exzellenzclusters »Religion und Politik« an der WWU Münster. Seit 2003 Schriftleiterin der »Zeitschrift für Historische Forschung«; seit 2006 Mitherausgeberin der Zeitschrift »Der Staat«.
Wie funktionierte Entscheidungshandeln in vormodernen Gesellschaften - vor Gericht, in politischen Ratsgremien, Versammlungen und Verwaltungsämtern? Formalisierte Entscheidungsverfahren im strengen Sinne sind alles andere als selbstverständlich; sie sind vielmehr erklärungsbedürftig. Wie entstanden strukturell autonome Verfahren, die eine Chance auf Anerkennung ihrer Ergebnisse durch die Beteiligten hatten, auch wenn sie weder deren Interessen noch deren Vorstellungen von Gerechtigkeit, Wahrheit oder Vernünftigkeit entsprachen? Inwiefern wiesen formale Verfahren in der Vormoderne eine strukturelle Unabhängigkeit gegenüber der ständischen Umwelt auf, in die sie eingebettet waren, und machten ihre eigene Logik und ihre eigenen Rollen geltend - oder eben nicht? Beziehungsweise: Warum gab es solche formalen Verfahren in der Regel gerade nicht, welche strukturellen Hindernisse standen ihnen entgegen? Inwiefern handelte es sich eher um informelle Aushandlungsprozesse oder um rituelle Inszenierungen? In welchem Verhältnis standen symbolisch-expressive zu instrumentellen Funktionen von Verfahren? Aber auch: Wann, wie und warum bildeten Entscheidungsverfahren wider Erwarten doch eine ihnen eigene Macht gegenüber den Beteiligten aus?

Mit diesen Fragen befasste sich die hier dokumentierte Tagung, die das Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Projekt »Vormoderne Verfahren« 2008 an der Universität Münster ausgerichtet hat.

Die Beiträgerinnen und Beiträger haben ihre Antworten in Auseinandersetzung mit modernen Verfahrenstheorien entwickelt, insbesondere mit der klassischen frühen Studie von Niklas Luhmann über »Legitimation durch Verfahren«. Es ging darum, an den Kategorien und Begriffen, die die Theorie anbietet, die Wahrnehmung der empirischen Sachverhalte zu schärfen und so diffuse historische Phänomene strukturell genauer beschreibbar zu machen. Der Wert der Theorie für Historiker der Vormoderne - so zeigen die hier versammelten empirischen Fallstudien über die Frühe Neuzeit mit Vor- und Rückblicken auf Mittelalter und Gegenwart - liegt darin, dass sie klare Unterscheidungen und Vergleiche ermöglicht und so ex negativo den Blick für vormoderne Gesellschaften schärft.
Inhalt: B. Stollberg-Rilinger, Einleitung - I. Theorien des Verfahrens: A. Krischer, Das Problem des Entscheidens in systematischer und historischer Perspektive - F. Wittreck, Legitimation durch Verfahren in der Rechtswissenschaft - A. Brodocz, Erfahrung mit Verfahren. Zur Legitimation politischer Entscheidungen - A. Kieserling, Simmels Formen in Luhmanns Verfahren - II. Gerichtsverfahren: S. Ullmann, Schiedlichkeit und gute Nachbarschaft. Die Verfahrenspraxis der Kommissionen des Reichshofrats in den territorialen Hoheitskonflikten des 16. Jahrhunderts - M. von Loewenich, Herstellung und Darstellung von Entscheidungen im Verfahren des Reichskammergerichts - C. Wieland, Legitimität durch Autorität und Konsens; Legitimation durch Autonomie. Zum Gerichtsverfahren im frühneuzeitlichen Herzogtum Bayern (16. Jahrhundert) - A. Krischer, Das Verfahren als Rollenspiel? Englische Hochverratsprozesse im 17. und 18. Jahrhundert - T.-M. Seibert, Selbstreferenz und Legitimation im modernen und vormodernen Gerichtsverfahren. Ein Kommentar - R. G. Asch, Kommentar - III. Verwaltung und Verfahren: B. Emich, Mit Luhmann im Kirchenstaat. Die römische Wasserbauverwaltung in verfahrenstheoretischer Sicht - D. Schläppi, Organisiertes Chaos. Verfahren des Ressourcentransfers in korporativen Systemen am Beispiel eidgenössischer Politik des 17. und 18. Jahrhunderts - D. Flückiger, Entscheiden an Ort und Stelle. Verfahren im Straßenbau am Beispiel des Kantons Bern 1740-1850 - S. Brakensiek, Legitimation durch Verfahren? Visitationen, Supplikationen, Berichte und Enquêten im frühmodernen Fürstenstaat - A. Holenstein, Verwaltung und Verfahren. Ein Kommentar - IV. Verhandlung und Verfahren: S. Patzold, Verhandeln über die Ehe des Königs. Das Beispiel Lothars II. - M. Köhler, Verhandlungen, Verfahren und Verstrickung auf dem Kongress von Nimwegen 1676-1679 - M. Heckel, Sinn und Formen des Verfahrens im Reichskirchenrecht des Alten Reichs - A. Kalipke, Verfahren, Macht, Entscheidung. Die Behandlung konfessioneller Streitigkeiten durch das Corpus Evangelicorum im 18. Jahrhundert aus verfahrensgeschichtlicher Perspektive - A. Würgler, Zu den Funktionen von Verfahren und Verhandlungen. Kommentar - T. Scheffer / S. Albrecht / M. Michaeler / J. Schank / R. Wundrak, Prominente Politiker vor Untersuchungsausschüssen. Verzicht auf Verfahrensautonomie? - W. Reinhard, Schlusskommentar - Abstracts

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