Die ATB ist die traditionsreichste Editionsreihe der germanistischen Mediävistik. Begründet 1881 von Hermann Paul, wurde sie von führenden Fachvertretern, Georg Baesecke, Hugo Kuhn, Burghart Wachinger, betreut. Seit 2001 liegt die Verantwortung in den Händen von Christian Kiening.
Die mittlerweile etwa 120 Bände verknüpfen exemplarisch Handschriftennähe und Lesbarkeit, wissenschaftliche Arbeit am Text und Blick auf die akademische Lehre. Sie umfassen anerkannte, zum Teil kommentierte Ausgaben ‚klassischer‘ Autoren der Zeit um 1200, aber auch veritable Werkausgaben (Notker der Deutsche) und anspruchsvolle Neueditionen (Eckenlied, Heinrich von dem Türlin).
Epigonal, unstrukturiert, moralisch anstößig, derb-erotisch - so wurde die »Krone« Heinrichs von dem Türlin (Anfang 13. Jahrhundert) über lange Zeit von der germanistischen Forschung abgetan. Mittlerweile werden die Irritationen des Textes als interpretatorische Herausforderung ernst genommen, die »Krone« zählt nun zu den meistdiskutierten Artusromanen des deutschen Mittelalters. Eine Neuedition gilt seit dem Erscheinen der Ausgabe von Gottlob Heinrich Friedrich Scholl von 1852 als Desiderat der Forschung. Mit dem zweiten und letzten Band der Neuedition ist diese Lücke geschlossen. Die auf Handschriftennähe bedachten Editionsrichtlinien des ersten Bandes wurden beibehalten, überlieferungsbedingt mußte jedoch an Stelle der Wiener Handschrift V, deren Text mit Ende von Band 1 (Altdeutsche Textbibliothek 112) abbricht, die Heidelberger Handschrift P als Leithandschrift herangezogen werden. Begleitet wird die Edition von einer umfassenden Einleitung, welche neben den Editionsrichtlinien eine detaillierte Übersicht über die sprachlichen Charakteristika von P und Nachträge zum Literaturverzeichnis des ersten Bandes bietet. Ergänzt wird der Band durch ein Namenregister zur gesamten »Krone«.