Jochen Bojanowski, Eberhard Karls Universität Tübingen.
In der gegenwärtigen Debatte um die Willensfreiheit ist Kants Freiheitstheorie zu den Akten schlechter Metaphysik gelegt worden. Dabei sind entscheidende Fragen nach wie vor nicht zureichend geklärt: 1. Welchen Freiheitsbegriff nimmt Kant in Anspruch? 2. Welche Funktion kommt diesem Begriff zu? 3. Welchen Beweis erbringt Kant zu seiner Rechtfertigung? Der Autor weist nach, dass Kants Theorie in allen drei Punkten unangemessen repräsentiert worden ist und nimmt die Verhandlungen über ihre systematische Gültigkeit wieder auf.
Bojanowski zeigt, warum eine bestimmte Form moralischer Praxis nicht ohne Kants Begriff der Autonomie als absoluter Freiheit auskommt; er verteidigt diesen Begriff auf der Grundlage von Kants Erkenntniskritik gegen deterministische Moralskepsis. Abschließend erklärt er, warum dieser Begriff nicht an der Möglichkeit moralisch böser Handlungen scheitert, sondern die Rede von moralisch bösen Handlungen erst ermöglicht.
In der Reihe werden herausragende monographische Untersuchungen und Sammelbände zu allen Aspekten der Philosophie Kants veröffentlicht, ebenso zum systematischen Verhältnis seiner Philosophie zu anderen philosophischen Ansätzen in Geschichte und Gegenwart. Veröffentlicht werden Studien, die einen innovativen Charakter haben und ausdrückliche Desiderate der Forschung erfüllen. Die Publikationen repräsentieren den aktuellsten Stand der Forschung.