Nur Wir: Ein Schauspiel

Nur Wir: Ein Schauspiel
-0 %
Ein Schauspiel
 Broschiert
Sofort lieferbar | Lieferzeit: Sofort lieferbar I

Ungelesen vollständig sehr guter Zustand leichte Lagerspuren als Mängelexemplar gekennzeichnet

Unser bisheriger Preis:ORGPRICE: 12,80 €

Jetzt 2,95 €* Broschiert

Alle Preise inkl. MwSt. | zzgl. Versand
Artikel-Nr:
9783518403211
Veröffentl:
1991
Einband:
Broschiert
Seiten:
76
Autor:
Ulla Berkéwicz
Gewicht:
126 g
SKU:
INF1100376694
Sprache:
Deutsch
Beschreibung:

Berkéwicz, UllaUlla Berkéwicz wurde in Gießen geboren. Sie studierte an der Hochschule für Musik in Frankfurt, an der sie auch ihre Schauspiel- und Gesangsausbildung absolvierte. Ab 1971 Engagements am Staatstheater Stuttgart, den Städtischen Bühnen Köln, an den Münchner Kammerspielen, dem Residenztheater München, Hamburger Schauspielhaus, Bochumer Schauspielhaus und der Freien Volksbühne Berlin. Seit 1982 freie Schriftstellerin und Übersetzerin von Theaterstücken. Einige ihrer zwölf Bücher wurden in neun Sprachen übersetzt. Sie heiratete 1990 den Verleger Siegfried Unseld und war nach seinem Tod von 2002 bis 2015 Verlegerin der Verlage Suhrkamp und Insel. Sie ist Vorsitzende der Siegfried und Ulla Unseld Familienstiftung und seit Dezember 2015 Vorsitzende des Aufsichtsrats des Suhrkamp Verlags. Ulla Berkéwicz wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit der LutherRose 2015. Für ihr Wirken als Schriftstellerin und Suhrkamp-Verlegerin erhielt sie die Moses Mendelssohn-Medaille 2016. Ulla Berkéwicz lebt in Berlin.
Ulla Berkéwicz hat Shakespeare, Calderón und Synge für das Theater übersetzt und bearbeitet. Nur Wir ist ihr erstes eigenes Theaterstück, ein poetischer Versuch, dem Thema Tod neue dramatische Bilder abzugewinnen. Nur Wir ist ein Todestraumspiel. Das Stück basiert in seinen Grundelementen auf einer realen Begebenheit, die vor fünfzehn Jahren durch die Zeitungen ging: Esther Albouy war das schlechte Gewissen eines Städtchens. Seitdem sie im Krieg wegen angeblicher Kollaboration mit den Deutschen öffentlich gebrandmarkt worden war, hatte sie ihr Elternhaus nicht mehr verlassen. Nach drei Jahrzehnten stürmten Gendarmen das Haus, fanden dort die anscheinend wahnsinnig gewordene Frau und ihren seit vielen Jahren toten Bruder.
Nur Wir sind zwei Menschen, Schwester und Bruder, Sie und Er, die mit ihrem toten Bruder Klaus und den Erinnerungen an die Eltern leben, in ihrem Haus hausen, seit Jahr und Tag ihr Haus nicht mehr verlassen. Das Haus steht in einem Dorf, den Dorfbewohnern ist das Haus ein Totenhaus, ein Gespensterhaus, die Anwesenheit von Tod im Leben, die Bedrohung. Jeden Tag kommt der Postbote, der Bote aus der Außenwelt, wütet und droht, schlägt und tritt gegen Hauswände und verbarrikadiert Türen. Er und das Dorf, sie wollen das Totenhaus "abfackeln", das Dach anzünden, die Wand hacken.
Sie und Er, das sind, nach Walter Benjamin, "Figuren, die den Wahnsinn hinter sich haben". Seit dem Tod der Eltern haben sie aufgegeben, das Leben zu leben. Da sie den Tod nicht begreifen, akzeptieren sie ihn nicht. Da sie den Tod nicht begreifen, begreifen sie das Leben nicht, und meinen, wenn man nicht lebt, kann einem der Tod nicht passieren. Das Haus wird zu einem Ort außerhalb der Welt. Im Dasein der beiden gilt einzig. Nur Wir. Als Leitmotiv und Kehrreim durchgehend von Anfang bis Ende steht die Frage: "Was ist gewesen? Was, wann?" Eine Frage, wie wir sie als Lebensbilanz auch bei Beckett finden, eine Fundamentalfrage, auf die es, als Signum des Daseins, keine Antwort gibt. Doch die Figuren von Nur Wir würden auch keine Antwort akzeptieren: "Wir dürfen spielen", denn "es hängt von uns ab, was wirklich ist". Und: "Es gibt noch ungeträumte Möglichkeiten."
Im letzten Bild stürmt der Postbote mit den Dorfleuten das Haus, doch Sie und Er mitsamt dem toten Bruder haben es verlassen: "Die Lösung des Rätsels des Lebens in Raum und Zeit" - so Wittgenstein - "liegt außerhalb von Raum und Zeit." Die Figuren von Nur Wir nutzen die "noch ungeträumten Möglichkeiten", steigen aus Raum und Zeit aus.In der Zeit vom 27. Oktober 1989 schrieb der Theaterkritiker Benjamin Henrichs über die gegenwärtige Theaterlandschaft: "...kein Weg führt weiter. man müßte umkehren, noch einmal von vorne beginnen und suchen, was man irgendwann unterwegs verloren hat: die Naivität. Das Theater ist eine intellektuelle Kunst und eine kindliche, und gut ist es nur, wenn es beides ist." Benjamin Henrichs schloß, die Stückeschreiber "müssen das neue Theater herbeischreiben". Hier ist ein solches Stück.

Kunden Rezensionen

Zu diesem Artikel ist noch keine Rezension vorhanden.
Helfen sie anderen Besuchern und verfassen Sie selbst eine Rezension.